Medien, Macht und Meinungsmache — Die Geschichte eines Artikels bis zur Veröffentlichung

Stel­lung­nahme zur Berichter­stat­tung der Schwäbis­chen Zeitung zum Artikel vom 13.01. und 14.01.2023 “Dafür gin­gen sie regelmäßig auf die Straße”

Mah­nwache am 22.09.2022 — Pho­to: Mar­co Ligon

Seit über 2,5 Jahren gehen viele Bürg­er deutsch­landweit auf die Straßen, ob auf angemelde­ten Demon­stra­tio­nen oder als Spaziergänger-Bewe­gung. So auch in Ravensburg.

Zudem stellen die Mah­nwachen vor den Medi­en­häusern, mit dem Pro­jekt Leucht­turm ARD, die Macht der medi­alen Berichter­stat­tung in diesen Krisen­zeit­en in den Fokus und auch in die Kritik.

Über viele Wochen hin­weg standen engagierte Bürg­er vor dem Medi­en­haus “Schwäbisch Media” in Ravens­burg. Mit Plakat­en, Reden, offen­em Mikro­fon, sowie mit Briefen und E‑Mails woll­ten sich die Men­schen endlich Gehör ver­schaf­fen und “ihre Zeitung” zum Dia­log auffordern.

Denn in dieser ein­seit­i­gen und oft dif­famieren­den Berichter­stat­tung durch die Medi­en, kon­nten sich die Demon­stri­eren­den nicht wiederfinden.

Nach wochen­lan­gen Bemühun­gen gelang es schließlich Kon­tak­te zum “Schwäbis­chen Blatt” aufzubauen und sowohl der Chefredak­teur als auch ein Lokalredak­teur sig­nal­isierten Gesprächs­bere­itschaft und gin­gen auch auf uns zu.

Mit fünf Vertretern dieser Bürg­er­be­we­gung wur­den wir also für einen Artikel in die „Hallen“ geladen, wo für die Men­schen in Ober­schwaben die Nachricht­en gemacht werden.

Bei uns war auf­grund der ver­gan­genen Berichter­stat­tung der let­zten Jahre die Skep­sis sehr groß, wieder in eine dieser “unwürdi­gen Schubladen” ein­sortiert zu werden.

Gut vor­bere­it­et woll­ten wir sein und auch die Stim­men der vie­len Men­schen mit vertreten, welche mit uns schon so lange auf die Straße gin­gen. Daher starteten wir vor­ab eine Online-Umfrage mit Tausenden von Befragten unter dem Mot­to: “warum wir auf die Straße gehen”.

Eines unser­er Anliegen für das Tre­f­fen war etwa, die Wichtigkeit und Ein­hal­tung des Pressekodex und dass sich viele Bürg­er einen regelmäßi­gen „run­den Tisch“ zum Dia­log wün­schen. Denn ger­ade in den kri­tis­chen The­men dieser Zeit, erlebten wir die soge­nan­nten Leit-Medi­en vielmehr als Erfül­lungs­ge­hil­fen nur eines Nar­ra­tivs und ent­fremdet von vie­len Stim­men der Bevölkerung.

Im Gespräch mit Jour­nal­is­ten aus den freien und alter­na­tiv­en Medi­en wurde uns zu einem „Wort­laut-Inter­view“ ger­at­en. Es sollte ein Bal­anceakt zwis­chen Absicherung und Ver­trauensvorschuss werden.

Nun war es soweit. Im Gespräch mit dem Lokalredak­teur der SZ am 25. Okto­ber 2022 kon­nten wir uns allerd­ings nur auf das For­mat “Frage-Antwort-Stück” eini­gen. Bei diesem, ähn­lich eines Inter­views, wür­den unsere Antworten wörtlich zitiert.

Der Redak­teur würde lediglich eine kurze Ein­leitung und ein kurzes Schluss­wort schreiben und mit 4 bis 6 zuge­sandten Fra­gen, auf die wir keinen Ein­fluss hat­ten, uns die Antworten überlassen.

Das klang nach ein­er fairen Vere­in­barung. War es als ehrlich­es Inter­esse auf Augen­höhe gemeint? Sollte dies ein erster Schritt wer­den, die Spal­tung der Gesellschaft auch durch die medi­ale Berichter­stat­tung über­winden zu wollen?

Auf Nach­frage wurde uns die zur Ver­fü­gung ste­hende Zeichen­länge des Textes zugeschickt und diese woll­ten wir natür­lich füllen.

Endlich also hat­ten wir das Wort und legten los und stell­ten fest: so ein­fach ist das nicht. In weni­gen Sätzen unsere Gedanken, Nöte und Gründe für diesen Protest auf der Straße aufs Papi­er zu bringen.

Sollte sich unsere Zeit und die Arbeit welche wir investiert hat­ten und der Ver­trauensvorschuss in Schwäbisch Media nun erfüllen?

Nach und nach wur­den uns einige bit­tere Pillen aus dem „Glas­palast“ zugeschoben.

Plöt­zlich ver­lautete der zuständi­ge Lokalredak­teur, z .B. unsere Antworten eventuell “zart­füh­lend zu kürzen”, oder die uns gestell­ten Fra­gen nachträglich noch etwas “gefäl­liger zu for­mulieren”. Eine Gegen­lese als ver­trauens­bilden­des Zeichen wurde uns verweigert.

In der Autoren-Gruppe waren die 3 Frauen auf­grund dieser Entwick­lung und der Ver­gan­gen­heit nicht mehr bere­it ihre Namen zu geben. Nur die bei­den Män­ner woll­ten das Wag­nis dieses Artikels einge­hen und Ver­trauen in eine faire Berichter­stat­tung setzen.

Denn im per­sön­lichen Gespräch lautete das Cre­do des Jour­nal­is­ten: “Ich werde Sie nicht in die Pfanne hauen”.

Wochen­lang warteten wir auf das Erscheinen des Berichts. Auf Nach­frage, musste dieser anscheinend mehrere Instanzen prüfend­en­den Auges durch­laufen. Mit wieviel Herz und Hirn, Vorurteilen und Dog­men oder vielle­icht auch Fremdbes­tim­mung unsere Worte durch das let­zte Sieb der Wahrhaftigkeit gegossen wurde, kön­nen wir nicht sagen.

Möge sich nun jed­er Leser selb­st ein Bild vom ursprünglichen Text und dem dann erschiene­nen Artikel aus dem Hause Schwäbisch Media machen.

Auf den fol­gen­den Seit­en nun unsere Antworten im Orig­i­nal auf die Fra­gen, die uns der stel­lv. Redak­tion­sleit­er Ravens­burg, zukom­men ließ. Die Fra­gen wur­den im Kon­sensver­fahren von 5 Men­schen aus der Bewe­gung beant­wortet und an die Schwäbis­che Zeitung zurückgeschickt.

1. Warum wird gegen ver­schiedene Dinge, die inhaltlich nicht kom­plett zusam­men­passen, auf ein­er gemein­samen Demo protestiert?

Nach unser­er Auf­fas­sung passen die Inhalte sehr gut zusam­men. Denn diese ste­hen für die Inter­essen und Bedürfnisse der Men­schen in diesem Land. 

  • Für geord­nete Verhältnisse, 
  • für Frieden und
  • für Freiheit,
  • für Rechtsstaatlichkeit und 
  • für das Grundgesetz, 
  • für Selb­st­bes­tim­mung und 
  • für Verhältnismäßigkeit, 
  • für freie Medi­en nach dem Pressekodex, 
  • für Bürg­er­beteili­gung durch Volk­sentschei­de und vieles mehr.

Die Band­bre­ite an The­men zeigt, dass immer mehr Lebens­bere­iche der Men­schen durch die poli­tis­chen Entschei­dun­gen in eine bedrohliche Schieflage ger­at­en sind. Die Poli­tik hat sich so weit von der Lebenswirk­lichkeit der Bürg­er ent­fer­nt, dass viele Men­schen ihre Inter­essen nicht mehr vertreten sehen.

2. Wer meldet diese Demos an? In der Ver­gan­gen­heit war das mehr als ein­mal der Kreisvor­stand der Partei „Die Basis“. Sind das also parteigetriebene Veranstaltungen? 

Alle Demos wur­den bewusst pri­vat angemeldet. Die soge­nan­nten Spaziergänger sind als Bürg­er­be­we­gung ent­standen und gehen ohne Anmel­dung auf die Straße. Sicher­lich gibt es auch inhaltliche Übere­in­stim­mungen mit der Partei „dieBa­sis“. Da die Beweg­gründe, welche die Men­schen auf die Straße führen, über alle parteipoli­tis­chen Gren­zen hin­weg gehen, sollte dieses Schubladen-Denken been­det wer­den. Wir lehnen jeglich­es Parteien-Kalkül ab, denn die Prob­leme sind exis­ten­ziell gewor­den und betr­e­f­fen zunehmend alle Bevölkerungs­grup­pen. Mit unseren Umfra­gen in den sozialen Medi­en, mit Tausenden von Befragten und The­men zu den ver­schieden­sten Lebens­bere­ichen, lehn­ten zum Beispiel 2/3 der Teil­nehmer das Parteien­sys­tem ab. Dies zeigt uns: Es geht nicht um Parteien. Es geht um die Men­schen, deren Lebens­grund­lage und um unser Land.

3. Teil­nehmer der Demon­stra­tio­nen bekla­gen, ihre Stimme werde im gesellschaftlichen Diskurs nicht gehört. Was sagen Sie dazu?

Genau­so ist es. Der gesellschaftliche Diskurs wird in hohem Maße durch die „Leit-Medi­en“ bes­timmt, da diese die Infor­ma­tio­nen der Bevölkerung zur Ver­fü­gung stellen und damit eine bewusste oder unbe­wusste Mei­n­ungslenkung möglich wird. Die Berichter­stat­tung war seit Beginn der Coro­na-Krise sehr ein­seit­ig, moralisch aufge­laden und ist es noch. Seit 2 ½ Jahren ver­mis­sen wir einen öffentlichen und sach­lichen Dia­log, mit The­sen und Antithe­sen von Experten rel­e­van­ter Diszi­plinen. Auch wur­den die Stim­men der Men­schen nicht zuge­lassen, welche bere­its 2020 bei den C‑Maßnahmen auf Kol­lat­er­alschä­den aufmerk­sam macht­en und die Ver­hält­nis­mäßigkeit infrage stell­ten. Laut ein­er „Allens­bach“ Umfrage aus dem Jahr 2021 ist knapp die Hälfte der deutschen Bevölkerung überzeugt, dass eine freie Mei­n­ungsäußerung (Art . 5 GG) nicht mehr möglich ist, ohne mit Kon­se­quen­zen rech­nen zu müssen. Wenn kri­tis­che Stim­men kaum zu Wort kom­men, gezielt dif­famiert, aus­ge­gren­zt und her­abge­set­zt wer­den, um sie in ihrem Anse­hen zu schädi­gen, ist das ein besorgnis­er­re­gen­der Zus­tand und zeigt die Ero­sion der Demokratie.

4. Im Osten gibt es derzeit Demon­stra­tio­nen, die sich inhaltlich gegen die gle­ichen The­men wen­den wie Ihre. Dort sind die Ver­anstal­ter vielfach die AfD und Pegi­da. Wirft das nicht einen Schat­ten auf Ihre Ini­tia­tive oder ist Ihnen das egal?

Die Men­schen, welche deutsch­landweit aktiv sind, lassen sich keinem ein­deuti­gen poli­tis­chen Milieu zuord­nen. Der Ver­such, die Proteste und The­men der Bürg­er, die sich gegen den Regierungskurs aussprechen in die poli­tisch rechte Ecke zu stellen, geht fehl. Denn auch Sahra Wagenknecht von den „Linken“ ver­tritt ähn­liche Inhalte. Das zeigt nur, dass es das alte „Links“ und „Rechts“ nicht mehr gibt und dass die Teil­nehmer in keine der bish­eri­gen poli­tis­chen Raster passen. Das Denken in Kon­tak­tschuld und in Feind­bildern wird den Men­schen auf der Straße nicht gerecht und führt nur weit­er zu Unver­ständ­nis und Spal­tung. Daher sind für uns die Gründe rel­e­vant, warum die Bürg­er auf die Straße gehen. Im Osten sind die Men­schen auf­grund der DDR-Ver­gan­gen­heit viel sen­si­bler, was poli­tis­che Bevor­mundung ange­ht. Die Sor­gen der Men­schen sind über­all die gle­ichen. Aus unseren Umfra­gen geht her­vor, dass es um die Unzufrieden­heit mit der Leg­isla­tive, der Exeku­tive, der Judika­tive und der sog. vierten Gewalt, den Medi­en geht.

5. Was wollen Sie mit Ihren Demos erre­ichen? Glauben Sie, dadurch Energiepreise zu senken und Putin an den Ver­hand­lungstisch zu bekommen?

„Wer schweigt, stimmt zu“ heißt ein aktuelles Buch von Ulrike Guérot. Wir sind friedliche und engagierte Men­schen aus der bürg­er­lichen Mitte und machen darauf aufmerk­sam, dass es auch bei uns Macht­miss­brauch, Lügen und Kor­rup­tion gibt. Finanzielle Hil­fen wer­den reich­lich exportiert während immer mehr Men­schen bei uns ver­ar­men und oft alleine gelassen sind.

Wir ste­hen für Demokratie und das Grundge­setz und gehen für Frieden und Diplo­matie auf die Straße, um uns gegen diesen Krieg auszus­prechen. Nicht der Krieg in der Ukraine lässt unsere Energiepreise explodieren, son­dern die Entschei­dun­gen der deutschen Poli­tik. Die Sank­tio­nen und Waf­fen­liefer­un­gen gefährden unsere Infra­struk­tur und unsere Sicher­heit mas­siv. Wir kön­nen keinen Ein­fluss auf fremde Regierun­gen ausüben, aber unsere daran erin­nern, worauf sie einen Eid geschworen haben, von wem sie bezahlt wer­den und wer dieses Land mit sein­er Arbeit und Steuern trägt. Unsere Poli­tik hat diesen Wirtschaft­skrieg mitver­schuldet und ist dabei, Deutsch­land auf dem Altar von Macht‑, Fremd­in­ter­essen und glob­aler Strate­gien zu opfern. Eine dem Gemein­wohl dienende Poli­tik, würde die Bürg­er im eige­nen Land niemals gefährden und schädi­gen. Oskar Lafontaine benen­nt das klar in sein­er Fun­da­mentalkri­tik in der Berlin­er Zeitung: „Deutsch­land han­delt im Ukraine-Krieg als Vasall der USA“ .

6. Sie demon­stri­eren auch gegen Coro­na-Schutz­maß­nah­men. Wer nicht Bus und Bahn fährt oder mal zum Arzt muss, ist davon nicht mehr betrof­fen. Was bezweck­en Sie damit?

Es gibt noch immer Betrof­fene, welche genötigt wer­den diese Maß­nah­men gegen ihren Willen erdulden zu müssen, .z.B. die Impf­pflicht im Pflege­bere­ich oder in der Bun­deswehr. Das Mas­ke­tra­gen ist in eini­gen Lebens­bere­ichen noch Pflicht, obwohl es zahlre­iche wis­senschaftliche Stu­di­en gibt, die darin einen gerin­gen Nutzen sehen aber gesund­heitliche Gefahren belegen.

Die Coro­na-Maß­nah­men waren z.T. eine Belei­di­gung für den gesun­den Men­schen­ver­stand. Da die Poli­tik­er anhand der Verord­nun­gen die Maß­nah­men wieder aktivieren kön­nen, ist dieses kon­tro­verse The­ma nicht beendet.

Zudem wur­den die Kri­tik­er der Coro­na-Maß­nah­men und Impfskep­tik­er über 2,5 Jahre poli­tisch-medi­al diskri­m­iniert, aus­ge­gren­zt und gegen sie gehet­zt. Mil­lio­nen Bürg­er wur­den qua­si über Nacht z.B. als Nazis dif­famiert. Darunter viele zuvor ange­se­hene Experten, Medi­zin­er und Wis­senschaftler. Betrof­fene haben Fre­unde und Fam­i­lie ver­loren und „Ungeimpfte“ ihre Arbeit. Die Gesellschaft wurde poli­tisch-medi­al ges­pal­ten, damit geht ein tiefer Riss durch unsere Bevölkerung und Demokratie.

Die aus­ge­gren­zten Stim­men müssen zu Wort kom­men und die Kri­tik­er voll­ständig reha­bil­i­tiert wer­den. Denn es zeigt sich, dass die Bedenken­träger mit vielem Recht hat­ten. Wir brauchen eine diskri­m­inierungs­freie Gesellschaft. Zudem braucht es eine voll­ständi­ge wis­senschaftliche und juris­tis­che Aufar­beitung aller Maß­nah­men, der Impf­schä­den und der dafür ver­ant­wortlichen Personen.

© Joachim Kaiser, Daniela Nowot­ny, Mar­co Ligon, Iris Cassier, RAin Cor­nelia Letsche

Hier Stel­lung­nahme als PDF herunterladen

Nachstehend nun das Ergebnis der Schwäbischen Zeitung, veröffentlicht am Freitag, 13.01.2023 in der Ravensburger Lokalausgabe und am 14.01.2023 in der Rubrik „Landkreis Ravensburg“ sowie der Onlineausgabe.

Und anschließend ein Leserbrief dazu vom 20.01.2023. Danke an die Schreiberin und an die Schwäbische Zeitung fürs Abdrucken (ein hoffnungsvolles Zeichen).
Schwäbis­che Zeitung v .14.01.2023
Leser­brief in der Schwäbis­chen Zeitung vom 20.01.2023
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